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1. Theil 3 - S. 36

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Während dieser Unterhandlungen setzte Kaiser Karl durch, daß die Deutschen seinen einzigen Bruder, Ferdinand, einen guten, friedliebenden Mann, zum römischen König erwählten, damit noch einer da sei, der in des Kaisers Abwesenheit die Ordnung in Deutschland handhabte. Nur der Kurfürst von Sachsen wollte ihm seine Stimme nicht geben, was ihm der Kaiser nicht vergaß. Ueberhaupt wurde Kaiser Karl auf die Evangelischen jetzt immer erbitterter, besonders da sie gleich darauf, noch in demselben Jahre (1531) wirklich den schmalkaldischen Bund miteinander abschlössen. Sechs Fürsten, zwei Grafen und 11 Städte unterschrieben. Auch die Secte der Reformirten, oder, wre sie damals noch hießen, Zwinglianer, wünschten dazu zu treten, und ihr Beitritt hätte den Bund bedeutend verstärkt; aber gleich erhoben sich mehrere unduldsame Stimmen, die erklärten, mit ihnen müsse man sich nicht einlassen, weil sie in einigen (unwesentlichen) Punkten von der augsburgischeu Consession abwichen. Die Häupter des Bundes waren der Kurfürst von Sachsen und der Landgras von Hessen. Dieser, ein feuriger, für seine Religion warm fühlender Mann, hätte gern gleich mit dem Schwerte dareingeschlagen; aber dazu war der träge Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich (Johann der Standhafte, sein Vater, war bald nach dem schmalkaldischen Bund [1532] gestorben), nicht zu bringen. Das gegenseitige Mißtrauen zwischen Katholiken und Protestanten war aber schon so groß, daß jeder Unbefangene wohl einsah, es könnte nicht lange so bleiben und würde endlich zum Kriege kommen. Das ist leider auch geschehen, aber erst im Jahre 1546. So widerwärtig und unchristlich auch die Abneigung war, welche die Lutheraner und Zwinglianer gegeneinander zeigten, so fehlte es doch nicht an Versuchen verständiger Männer, eine Einigung zu Stande zu bringen. Der Landgraf von Hessen, Philipp, bewirkte, daß die Häupter beider Parteien, Luther, Melanch-thon, Zwingli und andere (1529) auf dem Schlosse in Marburg zu einem Religionsgespräch zusammenkamen und sich freundlich besprachen (s. unten Nr. 91). Sie einigten sich zwar nicht, versprachen sich aber doch beim Abschiede, einander brüderlich zu lieben. Endlich schien es wirklich, als wenn es dem edlen Melanch-thon gelingen sollte, beide Richtungen zu einigen. Er setzte eine Schrift auf, die man die Wittenberger Eoncordienformel nannte und in der er jedes Wort so vorsichtig abgewogen hatte,

2. Theil 3 - S. 43

1880 - Stuttgart : Heitz
Schmalkaldischer Krieg. 43 ein thätiger, verständiger Mann, der wohl einsah, daß es ohne Krieg nicht abgehen würde, und daß es am vorteilhaftesten wäre, schnell anzugreifen, ehe sich der Kaiser völlig gerüstet hätte. Aber dazu war Johann nicht zu bringen, und er glaubte, wie alle beschränkte Köpfe, daß er allein den richtigen Weg einschlüge. Verständige Leute konnten schon jetzt leicht ahnen, daß die schmalkal-dischen Bundesgenossen unterliegen würden. Daher schlossen sich auch einige evangelische Fürsten nicht an den Bund an. Dahin gehörte, außer Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg, der 1539 den evangelischen Glauben angenommen hatte, besonders der junge Herzog Moritz v. Sachsen, Johann Friedrichs Vetter. Das Haus Sachsen besteht aus zwei Linien, der ernestinischen und der albertinischen. Jene war damals im Besitze des Kurfürstenthums, dessen Hauptstadt Wittenberg war; diese war die herzogliche und hatte Dresden zur Hauptstadt. Moritz war ein junger trefflicher Mann, in der Blüthe der Jahre. Aus seinen feurigen Augen blitzten Klugheit und Heldenmuth, und daher war es nicht zu verwundern, daß er sich mit seinem schwerfälligen Vetter, der alles besser wissen wollte und doch alles verkehrt anfing, nicht vertragen konnte. Besser stand er mit Philipp von Hessen, dessen Schwiegersohn er war. Aber dennoch hielt er es nicht für gerathen, sich mit ihm zu verbinden; denn er sah wohl ein, daß mit Philipps aufbrausender Hitze eben so wenig, wie mit Friedrichs träger Unentschlossenheit ein sicheres Bündniß zu schließen sei. Nur war zu bedauern, daß Moritz nicht den hohen Sinn besaß, der jeden äußern Vortheil dem, was man als Recht erkannt hat, unterordnet. Er war zwar auch ein frommer, seinem Glauben treu ergebener Fürst; aber Ehrgeiz war seine Schwäche, der er alles aufopferte. Das wußte der Kaiser; darum machte er ihm Hoffnung, ihm den Oberbefehl über ein Heer zu geben, und diese Aussicht bezauberte ihn so, daß er sich sest an ihn anschloß. Wirklich schätzte ihn auch Karl recht hoch; ja Moritz galt als sein Liebling. So standen die Sachen als der Krieg auszubrechen drohte. Da wurde Moritz recht in Verlegenheit gesetzt. Johann Friedrich bat ihn, während seiner Abwesenheit die Beschütznng seines Landes zu übernehmen; denn er wußte nicht, daß Moritz schon mit dem Kaiser verabredet hatte, dem Kurfürsten, sobald er in den Krieg gezogen, ins Land zu fallen. Sollte die ganze Verabredung nicht gleich verrathen werden, so mußte er den erbetenen Schutz ver-

3. Theil 3 - S. 174

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweite Periode. Von dem Ausbruche des Dreißigjährigen Krieges bis zu Friedrich des Großen Thronbesteigung, \6\8—\7w. 99. Der Dreißigjährige Krieg, 1618—48. 1. borfälle in Prag. Zwar war auf dem Reichstage zu Augsburg 1555 der Religionsfriede geschloffen worden; aber es fehlte noch sehr viel, daß Deutschland beruhigt gewesen wäre. Die Katholischen und Evangelischen drückten einander, wo diese oder jene die Stärkeren waren, so viel sie' nur konnten. Keine Partei traute der andern, weil jede Partei wußte, daß die andre, gleich ihr selbst, in unversöhnter Gesinnung beharrte und über den Frieden hinaus zu kommen strebte. So standen sie argwöhnisch ein halbes Jahrhundert einander gegenüber, die Hand ans Schwert gelegt. Nach Karls V. Tode war, wie schon erzählt ist, Ferdinand I. Kaiser geworden, ein friedliebender Herr, der den Protestanten nichts in den Weg legte, weil er ihre Hülfe gegen die Türken beständig nöthig hatte. Duldsamer war, wie wir wissen, sein Sohn Maximilian Ii., der ihm als Kaiser folgte und gar den östreichischen Gutsbesitzern erlaubte, auf ihren Schlössern evangelischen Gottesdienst zu halten. Wirklich hatte aber auch die neue Lehre so vielen Beifall in den östreichischen Ländern gefunden, daß die evangelischen Kirchen stets vollgefüllt waren, und daß man berechnen konnte, daß, wenn es so weiter ginge, in kurzer Zeit die katholische Lehre aus ganz Deutschland verbannt sein würde. Unter diesen Umständen starb der gute Maximilian und hinterließ mehrere

4. Theil 3 - S. 303

1880 - Stuttgart : Heitz
Dritte Uerioöe. Dort Friedrichs des Großen Thronbesteigung bis zum Anfange der französischen Revolution, *740—*78% 108. Friedrich der Große und seine Vorfahren. &toei Jahre nachdem Johann Hnß in Kostnitz den Märtyrertod erlitten hatte, belehnte Kaiser Sigismund den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich I., aus dem Hause Hoheuzollern, mit dem Kurfürstenthum Brandenburg, 1417. Seit dieser Zeit sitzt dieses Fürstengeschlecht auf dem brandenbnrgischen, jetzt preußischen Throne. Es giebt wohl kaum ein Regentenhaus, von dem man, wie von diesem, rühmen könnte, daß es wohl einige schwache, aber keinen einzigen böswilligen Fürsten gehabt habe. Die wichtigsten Ereignisse der Fürsten dieses Hauses mögen hier nach der Zeit-folge stehen. Joachim Ii. (1535—71) führte die Reformation in den brandenburgischen Ländern ein, und mit Freudigkeit bekannten sich seine Unterthanen zu der lutherischen Lehre (1539). Ferner erlangte er vom Könige von Polen, Sigismund, daß dieser ihm die Mitbelehnung des Herzogthums Preußen (Ostpreußen) ertheilte. Der Großmeister des deutschen Ordens in Preußen, Albrecht von Brandenburg, mar nämlich im Jahre 1525 zur lutherischen Kirche übergetreten und hatte das bisherige Ordensland Preußen in ein erbliches Herzogthum verwandelt, doch so, daß sein Land noch immer ein Lehen von Polen blieb. Wenn nun Albrechts Haus ausstarb, so wäre Preußen an Polen zurückgefallen. Darum suchte und erlangte Joachim, als ein naher Anverwandter des

5. Theil 3 - S. 305

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrichs des Großen Vorfahren. 305 Pfalz-Neuburg fielen. Seinen Abschluß erhielt dieser Erbfolgestreit erst im Jahre 1666. Den Sohn Johann Sigismunds, Georg Wilhelm (1619—40), haben wir im dreißigjährigen Kriege keine rühmliche Rolle spielen sehen. Desto wichtiger war die Regierung seines Sohnes Friedrich Wilhelm, des großen Kurfürsten (1640—88), der recht eigentlich den Grund zu Preußens jetziger Macht gelegt hat. Einen großen Antheil an seinem Kriegsruhme hat Dersf-linger, der vom Schneidergesellen und Musketier bis zum Feldmarschall emporstieg. Von den Kkiegsthaten des Kurfürsten nur einiges. Am dreißigjährigen Kriege nahm er nur wenig Theil; aber durch den westphälischen Frieden erhielten die brandenbur-gischeu Länder einen großen Zuwachs, indem das Erzbisthnm Magdeburg, die Bisthümer Halberstadt, Minden und Kamin nebst Hinterpommern an Brandenburg fielen. Oben ist erzählt, daß Christina von Schweden ihre Regierung 1654 niedergelegt habe. Der Sohn einer Schwester Gustav Adolphs, also ihr Vetter, der Pfalzgraf Karl X. Gustav, wurde König (1654—60), und da der damalige König von Polen, Johann Casimir, ein Sohn Sigismunds, dagegen protestirte, so bekriegte ihn der kampflustige schwedische König. Friedrich Wilhelm nahm halbgezwungen an dem Kriege für Schweden Antheil und zog mit seinen Brandenburgern selbst nach Polen. Vor Warschau kam es 1656 zu einer dreitägigen blutigen Schlacht, in welcher die Schweden und Brandenburger Sieger blieben und Friedrich Wilhelm Beweise seines großen Muthes gab. Nachdem aber die Schweden gegen Dänemark gezogen waren, machte sich der Kurfürst, der sie nicht zu mächtig werden lassen wollte, von ihnen los und schloß mit Johann Casimir den Vertrag in Wehlau in Ostpreußen 1657, in welchem dieser der Lehnshoheit über Preußen entsagte und dieses ein unabhängiges Herzogthum wurde. Im Frieden zu Oliva, welcher 1660 den Krieg zwischen Schweden und Polen beendigte, wurde der Wehlauer Vertrag bestätigt. Ferner nahm Friedrich Wilhelm Theil an dem gemeinsamen Kriege gegen Ludwig Xiv., der sich mit dem Frieden von Nimwegen 1678 endigte, und da er am Rhein den Franzosen wacker zusetzte, so bewog der König von Frankreich den König von Schweden (Karl Xi.), von Pommern aus in die Mark Brandenburg einzufallen, um den Kurfürsten von den Franzosen abzuziehen. Aber dieser wankte in der Treue gegen seine Bundesgenossen, die Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 20

6. Theil 3 - S. 322

1880 - Stuttgart : Heitz
322 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Zweiter schlesischer Krieg (1744—45). Aber Friedrich blieb nicht lange müßiger Zuschauer. In Sachsen und Polen regierte damals (1733—63) August Iii., des starken August Sohn, ein äußerst träger, allen Regierungsgeschäften höchst abgeneigter Herr. Diese Sorge hatte der Graf von Brühl übernommen, ein Mann von großen Talenten für den gesellschaftlichen Umgang, sehr feinen Sitten, aber ohne gute Grundsätze, im höchsten Grade verschwenderisch und stolz. Er besaß ganz das Vertrauen seines Herrn und wurde von diesem mit Ehren und Reichthümern überhäuft. *) Dieser Brühl und Friedrich waren bittere Feinde. Daher machte Sachsen bald Frieden mit Oestreich, und schloß endlich gar ein Bündniß mit dieser Macht. Brühl versprach, nicht eher sollten die Sachsen die Waffen niederlegen, bis Maria Theresia Schlesien wieder erobert habe und der König von Preußen noch weiter beschränkt sein würde. Das erfuhr Friedrich bald wieder und kündigte geschwind der Maria Theresia Krieg von neuem an. Auch diesmal verrichteten die preußischen Helden herrliche Thaten. Nur eine mag hier stehen, um den Geist zu zeigen, der in dem trefflichen Heere herrschte. Im Jahre 1745 stand der König bei Frankenstein, der Markgraf Karl von Schwedt aber mit einer andern preußischen Abtheilung bei Jägerndorf und Troppau. Zwischen beide hatte sich das östreichische Heer gezogen. Friedrich sah ein, wie dringend nöthig es sei, den Markgrafen zu sich heranzuziehen; aber wie ihm den Befehl dazu hinterbringen? Denn die Oestreich er hatten so genau alle Wege besetzt, daß auch nicht ein Spion sich durchschleichen konnte. Da erhielt General von Ziethen, einer der ausgezeichnetsten Husarengenerale, den Befehl, alles daran zu wagen, mit seinem Regiments bis zum Markgrafen hindurchzudringen. Er sollte, setzte der König hinzu, den Befehl seinem ganzen Regiments bekannt machen, damit, wenn auch nur ein einziger Husar durchkäme, der Markgraf vom Willen des Königs unterrichtet würde. Aber Ziethen bedachte, daß es grausam wäre, seine braven Husaren aufzuopfern und entwarf einen andern Plan. Seine Leute waren an ihren rothen Dolmans bei den Oestreichern bekannt genug; aber *) Seine Verschwendung ging so weit, daß er keinen Rock zweimal anzog, und ungeachtet dessen hinterließ er bei seinem Tode ein Vermögen von mehr als anderthalb Millionen Thaler. Als der Nachfolger des Kurfürsten eine Untersuchung über seine Verwaltung anstellen ließ, fand sich, daß er über sechstehalb Millionen Thaler unterschlagen und veruntreut hatte.

7. Theil 3 - S. 326

1880 - Stuttgart : Heitz
326 ' Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Kaiser (1745—65) gewählt worden war, konnte immer noch nicht Schlesien vergessen. August Iii. von Polen schloß sich schnell an sie an, weil sein Minister Brühl fortfuhr, Friedrichs bitterer Feind zu sein, und die Kaiserin von Rußland, Elisabeth, eine Tochter Peters des Großen, war gegen Friedrich wegen seiner herben Spottreden erbittert. Zu diesem Bunde gesellte sich auch Ludwig Xv., König von Frankreich, Adolph Friedrich, König von Schweden, und der größte Theil der deutschen Fürsten. Mit allen diesen Feinden sollte Friedrich fertig werden. Sie waren auch ihres Sieges schon so gewiß, daß sie bereits verabredet hatten, wie sie sich in seine Staaten theilen wollten. Dazu kam, daß er säst allein dastand. Nur der König von England, Georg Ii. (1727—60), gab ihm einige Hülfstruppen; ebenso die Herzoge von Braunschweig und Gotha und der Landgraf von Hessen-Kassel; aber was warm diese wenigen gegen seine zahllosen Feinde! Zum Glück war Friedrich unerschöpflich in Hülfsmitteln und wurde von der Tapferkeit seiner Preußen herrlich unterstützt. Es fehlt hier an Raum, mehr als einige Scenen aus den vielen Ereignissen dieses merkwürdigen Krieges zu erzählen. Durch einen treulosen Schreiber in Dresden, Namens Menzel, erfuhr Friedrich, daß Rußland, Oestreich, Sachsen n. s. w. ihn im folgenden Jahre anfallen wollten, und er erhielt durch ihn die Abschriften ihrer Verträge. Er beschloß ihnen zuvorzukommen — und schnell rüstete er sich, um in Böhmen einzufallen. Ehe es sich seine Feinde versahen, stand er schon an der sächsischen Grenze und verlangte freien Durchmarsch. Da der König von Polen ihm diesen verweigerte, so nahm er von ganz Sachsen Besitz, und August Iii. und Brühl mußten eiligst die Flucht ergreifen. Friedrich hielt seinen Einzug in Dresden, benahm sich aber hier mit musterhafter Mäßigung. Alles Privateigenthum des Königs ließ er unangetastet, und als er die Bildergalerie besuchte, bat er den Aufseher um die Erlaubniß, eines der Gemälde copiren lassen zu dürfen. 1. Schlachten bei Prag und Kollin (6.. Mai und 18. Juni 1757). Nachdem Friedrich in Böhmen bei Lowositz an der Elbe ein östreichisches Heer (1. October 1756) geschlagen und vor den Augen des erschrockenen Königs von Polen, der auf den Königstein geflüchtet war, das ganze sächsische Heer gefangen genommen hatte, brach er im folgenden Jahre (1757) nach Böhmen auf. Bei Prag trafen alle Heerhaufen zusammen, und noch an

8. Theil 3 - S. 358

1880 - Stuttgart : Heitz
358 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Zeichen des nahen Todes. Um 9 Uhr Abends trat ein fortdauernder Husten mit starkem Röcheln ein, der das Athemholen immer mehr erschwerte, und am 17. August Morgens um 2 Uhr 20 Minuten stand die Maschine des außerordentlichen Geistes still. Sein Leben hatte über 74, seine Regierung über 46 Jahre gewährt. Sein Körper liegt in der Garnisonkirche zu Potsdam in demselben Gewölbe unter der Kanzel, wo auch sein Vater beigesetzt ist. Friedrichs Unterthanen betrauerten ihn wie einen Vater, und selbst die, welche im Leben seine Feinde gewesen waren, empfingen die Nachricht von seinem Tode mit Rührung. So der alte Fürst Kaunitz, der berühmte Minister der Maria Theresia: „Wann wird, sprach er, „ein solcher König das Diadem wieder zieren?" Da Friedrich keine Kinder hinterließ, so folgte seines ältesten verstorbenen Bruders Sohn, Friedrich Wilhelm Ii., auf welchen wieder (1797) Friedrich Wilhelm Iii. gefolgt ist. 111. Entstehung des nordamerikanischen Freistaats. Zu der Zeit, wo Cortez Mexico eroberte und Pizarro Peru einnahm, war der Theil von Nordamerika, der nun der Freistaat heißt, wo jetzt Hunderte von blühenden Städten liegen, und an 40 Millionen Menschen wohnen, noch ganz unbekannt und nur von Wilden bewohnt. Erst unter der Königin Elisabeth von England gründete (1585) der berühmte Seefahrer Walter Raleigh (sprich Reli) die erste Niederlassung auf jener Küste und nannte die Gegend Virginien. Aber die ersten Anbauer wurden theils ein Opfer der Beschwerden, theils von -den Wilden erschlagen, und der kleine Ueberrest ließ sich von Francis Drake wieder nach England übersetzen. Doch unternahmen einzelne Schiffe neue Reisen nach Nordamerika und trieben einen äußerst einträglichen Pelzhandel mit den Eingeborenen, während die Franzosen aus demselben Grunde nach Canada segelten und dort Niederlassungen gründeten. Aber die Ungewohnheit des Klimas und verheerende Seuchen rafften die meisten englischen Colonisten immer wieder weg, und zuletzt schickte man Diebe und Straßenräuber hin, die man in England nicht zum Tode verurtheilen wollte, wodurch die Sitten der Colonisten natürlich vergiftet wurden. Zu jener Zeit aber bildete sich in England die Religionsgemeinschaft, welche noch jetzt dort die herrschende ist, die Hochkirche. Sie hatte viele Gebräuche des katholischen Gottesdienstes

9. Theil 3 - S. 44

1880 - Stuttgart : Heitz
44 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. sprechen, eine offenbar treulose Handlung. Kaum waren Johann Friedrich und Philipp auf den Kaiser losgegangen, als Moritz heimtückischerweise in das Kursürstenthnm einfiel und faft das ganze wehrlose Land eroberte. Mit Recht schrieen die Sachsen und alle Evangelische, das sei eine abscheuliche Verrätherei, die Moritz sowohl an seiner Religion, als an seinem Vetter begehe. Was den Krieg der schmalkaldischen Verbundenen betrifft, so wollen wir kurz davon nur Folgendes sagen: die Sachsen, Hessen und einige Fürsten und Städte in Schwaben, die letztem unter Anführung des tapfern Sebastian Schärtlin, zogen gegen den Kaiser zu Felde, dessen Soldaten damals die besten waren, die es gab. Dennoch hätten jene ihn vielleicht überwunden, da er noch nicht genug vorbereitet war, wenn sie nur gewagt hätten, ihn herzhaft anzugreifen: aber jedes Mal fürchteten sie, ihn zu sehr zu beleidigen, und jeder von ihnen wollte etwas anderes als die Uebrigen. Das Aergste war, daß sie endlich, nachdem sie sein Lager bei Ingolstadt drei Tage lang fruchtlos beschossen hatten, umkehrten und nach Hanse zogen. Wie lachte der Kaiser, als er das verkehrte Wesen mit. ansah! Er ließ sie fürs Erste ziehen und züchtigte erst alle Städte und Fürsten in Schwaben, die zum Bunde gehörten und die nun ftoh fein mußten, mit einer schweren Geldsumme wegkommen zu können. Indessen hatte Johann Friedrich fein Land glücklich wieder erobert und obendrein dem Moritz die meisten feiner Städte weggenommen; aber was der Kaiser thun würde, wußte man nicht. So verging der Winter. Sobald das Frühjahr 1547 anbrach, beschloß Kaiser Karl, den schwachen Johann Friedrich in Sachsen auszusuchen. Dieser stand mit feinem Heere bei Meißen und war so sorglos, nicht einmal Erkundigungen einzuziehen über die Annäherung des Kaisers, und da man ihm versicherte, der Kaiser sei schon ganz in der Nähe, so wollte er es gar nicht glauben, sondern meinte, das sei nur ein herumstreifendes Gesindel des Moritz. Doch ging er endlich über die Elbe, brannte die schöne meißner Brücke hinter sich ab und zog sich auf dem rechten Elbufer hinunter bis Mühlberg. Karl zog ihm am linken Ufer nach. Am Abend vor der Schlacht ritt dieser mit seinem Bruder Ferdinand und mit Moritz am Ufer hin, um die Gegend anzusehen. Die breite Elbe flnthete stark und jenseits waren die Feinde; auch hatten diese alle Kähne auf das rechte Ufer geführt. Da brachte Herzog Alba einen jungen Müller-burschen herbei, der sich anheischig machte, ihnen eine Furt durch

10. Theil 3 - S. 46

1880 - Stuttgart : Heitz
46 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Herr schlug mit dem Schwerte wacker um sich, erhielt einen Hieb in den linken Backen und ergab sich erst, als ihm ein Ritter Moritzens, Thiele von Trotha, zurief: „Er sollte doch seines Lebens schonen." „Ja!" antwortete er, „einem Deutschen ergebe ich mich!" zog zwei Ringe vom Finger und gab sie ihm zum Zeichen der Gefangenschaft. Der Ritter brachte ihn zum Herzoge von Alba und dieser, nachdem er sich drei Mal.geweigert hatte, zum Kaiser. Karl hielt gerade, von seinem ganzen Gefolge umgeben, mitten in der Haide. Da näherte sich ihm Alba mit dem tiefgebeugten Kurfürsten, der allgemeines Mitleiden erweckte. Das Blut lief ihm von der zerhauenen Wange herab; sein Panzerhemde war mit Blut bedeckt. „Herr Gott, erbarme dich mein!" sagte er; „nun bin ich hier!" — Alba half ihm vom Pferde, während aller Blicke auf ihn gerichtet waren und eine Todtenstille herrschte. Er wollte sich auf ein Knie niederlassen; Karl verbat es. Er zog den Blechhandschuh aus, dem Kaiser nach deutscher Weise die Hand zu reichen; Karl wendete sich ab. „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!" fing er an. — „So?" fiel ihm Karl ins Wort, „bin ich nun euer gnädigster Kaiser? Ihr habt mich lange nicht so geheißen!" — „Ich bin," fuhr der Kurfürst fort, „Euer kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um ein fürstliches Gefängniß!" — „Wohl!" sprach Karl kalt und streng, „Ihr sollt gehalten werden, wie Ihr es verdient!" Nun ging Karl vor Wittenberg, wo die Kurfürstin mit ihren Kindern war. Karl verlangte, daß gleich die Thore geöffnet würden, sonst würde er ihnen den Kopf des Kurfürsten hineinschicken. Die muthige Frau ließ sich aber nicht schrecken; auch mochte sie wohl die Drohung nicht für Ernst halten. Da sprach Karl wirklich das Urtheil aus: „Daß Johann Friedrich, der sich Herzog zu Sachsen nenne, wegen seiner Rebellion u. s. w., ihm zur Bestrafung und andern zum Exempel, durch das Schwert vom Leben zum natürlichen Gerichte fürgebracht werden solle," und befahl zugleich, das Urtheil wirklich zu vollziehen. Als die Männer, die es dem Kurfürsten ankündigen sollten, in sein Zelt traten, saß er gerade mit seinem Mitgefangenen, Herzog Ernst von Lüneburg, am Schachbrette. Wie Menschen, die im Glück große Schwäche zeigen, oft im Unglück eine starke Seele offenbaren, zeigte sich auch bei ihm. Ohne zu erschrecken, antwortete er: „Ich kann nicht glauben, daß der Kaiser dermaßen an mir handeln sollte. Ist es aber gänzlich also bei der kaiserlichen Majestät beschlossen, so be-
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